Die Großwetterlage in den letzten Wochen versprach nichts Gutes. Über dem Balkan, Tschechien Süddeutschland und Teilen von Polen ballte sich ein monströses Tief zusammen und brachte Regen. Viel Regen und nochmals Regen. Binnen Tagen goss es in Mengen wie sonst in Monaten. Die Folge: Die Flüsse wie Elbe und Oder treten über die Ufer. Und das nach wochenlanger Dürre. Solche Wetter-Phänomene (um Begriffe wie Klima und Katastrophe, Jahrhunderthochwasser zu vermeiden) sind nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist allerdings die Häufung in den letzten Jahrzehnten.
Großwetterlagen und deren Auswirkungen wurde lange Zeit als Prüfung Gottes begriffen oder die Versäumnisse im Deichbau den Altvorderen oder dem Klassenfeind zugeschoben.
Bei der Bestandsaufnahme zu Beginn Neunziger Jahre kam offiziell zutage, was die Einheimischen hinterm Deich längst wussten, der Hochwasserschutz war im Jahre1990 in einem jämmerlichen Zustand. Seit 1995 hat das Land Brandenburg unter den sozialdemokratischen Regierungen den Hochwasserschutz und die Vorsorge vor Überschwemmungen energisch und gezielt angegangen. Jörg Vogelsänger, Abgeordneter des Landtages und einige Jahre Minister für Umweltschutz: „Vor allem Oder und Elbe standen im Fokus. Die beiden Flüsse sind bei Hochwasser besonders gefährdet.“ Die wichtigsten Maßnahmen beim Hochwasserschutz sind inzwischen abgeschlossen. Allerdings: Deiche altern und es kann immer etwas außergewöhnliches geschehen. Kein System ist perfekt!
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Deiche sanieren
1997: Oder-Hochwasser: Die zerstörerischen Fluten an der Oder führten deutlich vor Augen, wie notwendig die Maßnahmen waren: Provisorische Sanierungsarbeiten an den Deichen wurden durchgeführt. Dann wurden zahlreiche Deiche erhöht, verbreitert und stabilisiert.
Deiche rückverlegen: In einigen Gebieten wurden Deiche zurückverlegt, um den Flüssen mehr Raum zur natürlichen Ausdehnung zu geben. Dies verringerte die Hochwassergefahr in kritischen Regionen wie Städten und Dörfern.
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Polder und Rückhalteflächen erweitern
Polder: Polderanlagen sind Überschwemmungsgebiete, die sich gezielt geflutet lassen, um Hochwasserspitzen abzufangen. Brandenburg hat neue Polder angelegt und bestehende erweitert, insbesondere entlang der Oder und Elbe.
Rückhaltebecken: In mehreren Regionen wurden Auen und Flächen renaturiert, damit sie bei Hochwasser als natürliche Retentionsflächen fungieren.
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Auf den neuesten Stand der Technik
Hochwasserschutzanlagen: Der Bau von zusätzlichen Schutzmauern, mobilen Schutzsystemen und Schleusen hat das Risiko von Überschwemmungen in stark besiedelten Gebieten verringert.
Schöpfwerke: Moderne Systeme helfen, Hochwasser abzuleiten und gefährdete Gebiete trocken zu halten. Diese wurden in verschiedenen Regionen verbessert oder neu gebaut.
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Vorsorge und Frühwarnsysteme installieren
Frühwarnsysteme: Seit 1995 wurden die Hochwasser-Frühwarnsysteme stark verbessert. Messstationen entlang der Flüsse liefern Echtzeitdaten zu Wasserständen, für frühzeitige Alarmierungen.
Hochwasserschutzpläne: Für besonders gefährdete Regionen wurden detaillierte Hochwasserschutzpläne entwickelt, die Maßnahmen zur Evakuierung, Notversorgung und Schutz der Infrastruktur vorsehen.
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Flussläufen wieder Raum geben
Renaturierung der Spree: Auch abseits von Oder und Elbe wurde z. B. die Spree renaturiert, um die Fließgeschwindigkeit zu verringern und damit die Hochwassergefahr zu reduzieren.
Wiederherstellung von Auen: Die Revitalisierung von Auenlandschaften, insbesondere entlang der Elbe, tragen wesentlich zum Schutz vor Hochwasser bei.
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Bevölkerung informieren und schützen
Aufklärung und Schulung: Die Bevölkerung wird stärker in Hochwasserschutzmaßnahmen einbezogen, zum Beispiel durch Informationskampagnen und Hochwasserschutzübungen.
Förderprogramme: Es gibt finanzielle Unterstützung für Kommunen und private Haushalte, um Gebäude hochwassersicher zu machen oder Rückstausicherungen zu installieren.
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Klimaänderungen berücksichtigen
Strategien anpassen: Da der Klimawandel langfristig zu häufigeren und stärkeren Hochwasserereignissen führen kann, arbeitet Brandenburg seit den 2000er-Jahren an umfassenden Anpassungen. Dazu gehören eine stabile Infrastruktur sowie eine integrierte Wasserbewirtschaftung. Zum Beispiel Breese an der Elbe, eine Gemeinde im Landkreis Prignitz in Brandenburg, ist regelmäßig von Hochwasser betroffen, insbesondere bei extremen Hochwasserereignissen, wie sie in den Jahren 2002, 2006 und 2013 aufgetreten sind.